Wenn der erste Schritt zählt – was beim Antrag auf Schwerbehinderung wirklich wichtig ist
Jährlich stellen rund zwei Millionen Menschen in Deutschland einen Antrag auf Feststellung einer Schwerbehinderung. Doch viel zu viele scheitern – nicht etwa, weil sie keinen Anspruch hätten, sondern weil sie den Antrag nicht korrektoder unzureichend gestellt haben.
Dabei kommt es nicht nur auf das Was, sondern vor allem auf das Wie an.
✔️ Wenn Ihre Erkrankung dauerhaft Ihren Alltag einschränkt
✔️ Bei chronischen körperlichen oder psychischen Beschwerden
✔️ Vor Rentenantrag, Kündigungsschutz oder Arbeitsplatzanpassung
✔️ Um steuerliche oder soziale Nachteilsausgleiche zu erhalten
❌ Nur Diagnosen statt Funktionsbeeinträchtigungen genannt
❌ Keine oder unvollständige ärztliche Berichte beigefügt
❌ Wichtige Erkrankungen gar nicht erwähnt
❌ Zu vage Formulierungen: „Rückenschmerzen“ statt „chronisches LWS-Syndrom mit Bewegungseinschränkung“
💡 Tipp: Verwenden Sie eigene Worte, aber möglichst genau und alltagsbezogen:
„Ich kann keine 100 m mehr gehen, ohne stehen zu müssen.“
1. 📄 Antragsformular vom Versorgungsamt herunterladen oder anfordern
2. 🖊️ Alle Gesundheitsbeeinträchtigungen ausführlich schildern
3. 🏥 Ärztliche Berichte beifügen (nicht nur Ärzte nennen!)
4. 🧠 Nicht nur Diagnosen – sondern Einschränkungen im Alltag benennen
5. 📬 Antrag vollständig einreichen und ggf. telefonisch nachfragen
„Sie möchten wissen, wie gut Ihre Erfolgsaussichten stehen?“
→ 🛠️ Jetzt individuelle Ersteinschätzung starten
„Oder gleich professionell begleiten lassen?“
Brauche ich ein ärztliches Attest für den Antrag?
Nein – aber es erhöht Ihre Chancen deutlich. Besser noch: gezielt aufbereitete Befunde.
Kann ich den Antrag auch online stellen?
Ja, viele Versorgungsämter bieten mittlerweile Online-Formulare an. Wir zeigen Ihnen, worauf es dabei ankommt.
Wie lange dauert die Bearbeitung?
In der Regel 2–6 Monate. Bei Nachfragen oder fehlenden Unterlagen kann es länger dauern.
Vertiefende Hinweise zur Antragstellung auf Feststellung einer Schwerbehinderung
🧾 Was Sie über das Verfahren nach SGB IX wissen sollten
Der Antrag auf Feststellung einer Behinderung wird bei der zuständigen Versorgungsbehörde gestellt – meist das Inklusionsamt oder die Landesbehörde für Soziales.
Die Behörde prüft:
• Art und Schwere der gesundheitlichen Beeinträchtigungen
• deren Dauerhaftigkeit
• deren Auswirkungen auf die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft
Grundlage sind dabei:
• Ihre Schilderungen im Antrag
• Befundberichte (nicht automatisch eingeholt!)
• Stellungnahmen Ihrer behandelnden Ärzt:innen (wenn Sie zustimmen)
🧠 Diagnosen vs. Funktionsbeeinträchtigungen
Viele Anträge scheitern daran, dass Betroffene nur Diagnosen wie „Bluthochdruck“, „Depression“ oder „Diabetes“ angeben.
Doch:
👉 Die Versorgungsämter bewerten nicht die Krankheit an sich, sondern die Auswirkungen auf Ihren Alltag.
Beispiel:
„Ich habe Diabetes“ bringt wenig.
„Mein Blutzucker schwankt stark, ich habe regelmäßig Unterzuckerungen, kann dann nicht mehr klar denken“ – das ist relevant.
📋 Was ins Formular gehört – und was besser nicht
Wichtig:
• Jede einzelne Einschränkung aufführen, auch wenn sie Ihnen nebensächlich erscheint.
• Bei psychischen Erkrankungen: Symptome schildern, nicht nur den ICD-Code.
(„Ich kann mich nicht mehr länger als 15 Minuten konzentrieren“ ist hilfreicher als „F32.2“)
Nicht sinnvoll:
• „Ich habe schon so viel durchgemacht.“
• „Meine Nachbarn wissen, wie schlimm es ist.“
→ Das Amt braucht konkrete, überprüfbare Angaben.
🗂️ Beifügen oder nur benennen?
Die bloße Nennung von Ärzt:innen reicht oft nicht.
Besser:
✅ Befundberichte einscannen und beilegen
✅ Vorher mit der Praxis sprechen: „Können Sie mir eine kurze Einschätzung schreiben?“
✅ Chronologische Übersicht Ihrer Beschwerden & Behandlungen (Bonuspunkt!)
⏳ Wie lange dauert es – und was passiert danach?
• Nach Antragstellung: Eingang bestätigen lassen!
• Bearbeitungszeit: zwischen 6 Wochen und 6 Monaten.
• Bei Rückfragen zügig reagieren – sonst Verzögerung.
• Wenn abgelehnt: Widerspruch binnen eines Monats.
⚖️ Wenn der Antrag abgelehnt wird
👉 Keine Panik – die Mehrheit der erfolgreichen GdB-Feststellungen geschieht erst im Widerspruch.
Das heißt:
• Ablehnung ist nicht das Ende
• Oft fehlten einfach Angaben oder Nachweise
• Jetzt ist eine rechtliche Prüfung besonders sinnvoll
